Dauerausstellung
Verwaltung als Verbrechen – Die SS-Behörde „Inspektion der Konzentrationslager“
Die Ausstellung über die SS-Behörde „Inspektion der Konzentrationslager“ informiert über einen der wichtigsten Täterorte des Nationalsozialismus, der bis heute allerdings weitgehend unbekannt ist. Im Mittelpunkt der crossmedialen Präsentation, die klassische Elemente wie Fotos und Objekte mit digitalen Anwendungen verbindet, steht der auf einem umfangreichen Formularwesen beruhende, erschreckend effiziente bürokratische Apparat der KZ-Inspektion.
Von 1938 bis 1945 befand sich im sogenannten T-Gebäude am heutigen Heinrich-Grüber-Platz in Oranienburg in unmittelbarer Nähe des KZ Sachsenhausen der Sitz der „Inspektion der Konzentrationslager“, die von hier aus das System der Konzentrationslager verwaltete und steuerte. Zuletzt rund 100 SS-Angehörige bestimmten über die Lebensbedingen in den Lagern, sie organisierten die Ausbeutung durch Arbeit, ordneten Strafmaßnahmen und Misshandlungen von Häftlingen an und koordinierten Mordaktionen. Gleichzeitig sorgten sie für Schulung, Besoldung und Ausstattung des Lagerpersonals. Hierfür entwickelte die KZ-Inspektion einen bürokratischen Apparat mit Zuständigkeiten, Abläufen und einem eigens geschaffenen Formularwesen. Dieser Apparat und die Männer, die ihn betrieben, stehen im Mittelpunkt der neuen Dauerausstellung.
Kernstück der Ausstellung bildet ein Multi-Touch-Tisch, an dem Besucherinnen und Besucher unterschiedliche Dokumente betrachten und entschlüsseln können. Dabei handelt es sich um Anschreiben, die in diesem Gebäude verfasst, oder um Formulare, die hier für die Anwendung in den Konzentrationslagern entworfen wurden. Die Merkmale und Kennzeichen, vom Aktenzeichen über Stempel bis zu Anmerkungen und Unterschriften, werden erkennbar gemacht, erläutert und kontextualisiert.
Die Ausstellung ist das Ergebnis einer Überarbeitung und medialen Erweiterung der seit 2013 am historischen Ort im ehemaligen Dienstzimmer des Chefs der SS-Behörde gezeigten Ausstellung zur Geschichte der „Inspektion der Konzentrationslager“. In dem Gebäude befinden sich heute das Finanzamt und die Geschäftsstelle der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.
Das Ausstellung wurde in enger Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen entwickelt, das die Anwendung für den Medientisch nicht nur mitgestaltet, sondern deren Entwicklung auch mit empirisch-psychologischen Studien begleitet hat. So sollte gewährleistet werden, dass im Zusammenwirken digitaler und analoger Medien vielfältige Zugänge zum Thema geschaffen werden, die auch Gäste ohne Vorwissen zu NS-Bürokratie oder Verwaltungsgeschichte zu einer Beschäftigung mit den Ausstellungsinhalten einladen.
Die Ausstellung entstand im Rahmen eines umfangreichen Digitalisierungsprojekts der Gedenkstätten Sachsenhausen und Buchenwald, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie von der Thüringer Staatskanzlei und dem Land Brandenburg mit insgesamt 2,4 Mio. Euro gefördert wurde.
Ort: Geschäftsstelle der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten im T-Gebäude (Finanzamt), Heinrich-Grüber-Platz 3, 16515 Oranienburg
Öffnungszeiten: Mo, Do, Fr 8.00 bis 12.00 Uhr, Di 8.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 18.00 Uhr sowie auf Anfrage